Sie sind unumgänglich. Egal wo man ist oder was man macht, Wachstum und Wandel sind ein Teil des Lebens. Wie die Jahreszeiten, werden auch wir uns alle zur richtigen Zeit verändern und weiter gehen. Und die Wahrheit ist, dass das einzige, was sich nie verändern wird, die Veränderung selbst ist. Doch was macht das mit uns und wie gehen wir damit bestmöglich um?

07. Juli 2020

Wir leben in einer sehr schnelllebigen Gesellschaft. Da können sich schonmal die Ereignisse wie eine Welle überschlagen und plötzlich ist man zu einer Entschleunigung gezwungen, reflektiert und rekapituliert anschließend. Neulich erging es mir ähnlich, dabei hielt ich folgende Gedanken fest:

„Ich sitze in meinem Auto. Die Augen geschwollen, Taschentücher türmen sich zu einem Berg auf dem Beifahrersitz. Das Eis in der Hand ist schon längst geschmolzen und nur die verkrusteten Räder auf meinen gereizten Lippen deuten darauf hin. Vergänglichkeit. Dinge kommen und gehen. Veränderung. Ich sitze in meinem Auto. Der Himmel scheint wie ein Gemälde. Malerisch zeichnet er ein buntes Farbspektakel in rosa, blau und Pfirsich. Jede Phase des Sonnenuntergangs scheint einzigartig, anders und dennoch wunderschön. Innere Zufriedenheit. Aus neu wird alt, alles hat sein Gutes und Veränderungen halten uns am Leben, versorgen unsere flehenden Lungen mit frischem Sauerstoff.“

Zugegeben, ein kleiner, recht persönlicher Einblick in meine Gefühlswelt. Aber jede Veränderung ist eben auch etwas sehr Persönliches.

Was machen Veränderungen mit uns?

Etwas zu ändern oder Änderungen zuzulassen, klingt ja eigentlich ganz simpel. Doch wie viele andere Menschen mag auch ich meine Komfortzone. Da kenne ich mich aus, weiß, worauf ich mich einlasse und womit ich mich umgebe. Und an diesem Punkt beginnt unsere Reise. Denn dieser vermeintlich sichere Zustand scheint nicht nur, sondern ist auch vergänglich und temporär. Und eigentlich ist das auch gut so, denn Veränderungen sind elementar für unser Leben. Manchmal hat man aber das Gefühl, dass dies auch zu seinen Ungunsten passiert. Doch stimmt das wirklich? Sollte ich nicht das Neue, das Aufregende begrüßen und wertschätzen? Ja, eigentlich schon. Doch das ist oftmals gar nicht so einfach.

Um dem Ganzen etwas genauer nachzufühlen, schauen erst einmal auf die Bedeutung. Veränderung heißt zunächst, dass ein bisher bekannter Zustand sich abwandelt und bestimmte Muster oder Sachverhalte variiert werden. Mehr eigentlich nicht. Woher stammt also unsere innere Abneigung? Synonyme wie Variation, Umgestaltung, Laufbahn, Bewegung, Abweichung, Wandel, Wechsel, Modifikation und noch viele weitere beschreiben nicht nur einen Zustand. Sondern sie bieten ebenfalls einen kleinen Blick auf ihre unterschiedlichen Anwendungen im Sprachgebrauch. Doch wie unterschiedlich diese auch sein mögen, eines haben sie gemeinsam: ihre Bedeutung ist grundlegend neutral und wird erst durch unsere Erfahrungswerte und den daraus folgenden Assoziationen manifestiert. Also: jeder von uns gewichtet eine Veränderung für sich persönlich.

Changing isn‘t a bad thing, it never was

Ein ehemaliger Lehrer von mir sagte einmal in der 11. Klasse, der Mensch brauche Reibung, um zu wachsen. Und wurde es mir dann klar. Verschließen wir die Augen vor der Tatsache, dass Dinge nicht gleichbleiben, so können weder wir uns als Individuum noch als Gesellschaft weiterentwickeln. Hat man diesen Punkt erst einmal verinnerlicht, so muss einem das Annehmen von Veränderungen zwar nicht zwangsläufig sofort leichter fallen, aber die erste Hürde ist geschafft.

Aus Gewohnheiten auszubrechen bedeutet, sich Dingen zu stellen, die man nicht kennt und auf die man nicht immer vorbereitet werden kann. Das macht Angst. Aber wenn die Furcht vor Neuem normal ist, sollte man die Angst nicht als Barriere, sondern vielmehr als Herausforderung sehen. Deswegen ist es enorm wichtig, den richtigen Umgang mit Veränderungen zu erlernen. Passiert das nicht, steigt die Angst vor dem Neuen und wir steigern uns so sehr in all die negativen Eventualitäten, dass wir unsere Komfortzone gar nicht verlassen. Die Folge: wir bleiben eventuell stehen und das Leben rauscht, mit all seinen bunten Facetten und Möglichkeiten, an uns vorbei. Natürlich dürfen wir das Gefühl der Angst nicht zwanghaft von uns stoßen, da sonst unser Unterbewusstsein die gesamte Aufmerksamkeit auf die Gedanken legt, die wir doch gar nicht denken wollen. Unser inneres Bild von einer Veränderung bestimmt unseren Umgang damit. Ist man negativ gestimmt, tendiert man viel eher dazu, sich dem Schlechten voll und ganz hinzugeben. Betrachtet man dieselbe Situation allerdings aus einem anderen Winkel, so erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, die neuen Chancen und Möglichkeiten wahrzunehmen und das Beste aus all dem herauszuholen.

Guter Umgang

Hier einmal ein Beispiel: Mein alter Arbeitgeber hat mich gekündigt und zufällig entdecke ich ein unfassbar gutes und passendes Jobangebot. Sofort bewerbe ich mich und warte gespannt die Antwort. Nach einem Bewerbungsgespräch erhalte ich eine nette, aber bedauerliche Absage.

Was nun?

Theoretisch ergeben sich jetzt zwei Möglichkeiten, mit dieser Nachricht umzugehen:

  1. Ich fresse all den bereits angestauten Frust der letzten Kündigung zusammen mit der Ablehnung in mich hinein igele mich tagelang enttäuscht ein. Wie kann das Leben auch nur so ungerecht sein?
  2. Klar ärgert mich das, schließlich habe ich mich richtig auf diesen Job gefreut und mir Hoffnungen gemacht. Aber dann muss ich mich eben aufraffen und weitersuchen. Vielleicht war das auch gar nicht der Ort, an dem ich hätte voll aufblühen können und es wartet etwas viel Besseres auf mich.

Beide Wege führen schließlich zu dem Punkt, an dem ich nach weiteren Angeboten schaue. Aber mit der zweiten Option bin ich viel positiver gestimmt und erhöhe somit die Wahrscheinlichkeit, zum gewünschten Ergebnis zu gelangen. Denn meine Gedanken beeinflussen meine Ausstrahlung, was andere Menschen auch an meinem Verhalten erkennen.

Die Kunst der Gedanken

Die Kunst besteht also nun darin, dieses Wissen für den Alltag anzuwenden. Dabei sollte man sich klar machen, dass Angewohnheiten nicht über Nacht ändern lassen und Veränderung dementsprechend ihre Zeit benötigt. Es hilft in jedem Fall, sich mit den Situationen auseinanderzusetzten, die man sich wünscht und weniger mit denen, die man nicht möchte. Und natürlich muss man immer etwas dafür tun, seine Ziele zu erreichen. Wenn einmal etwas nicht gleich so funktionieren sollte, wie gewünscht, darf man nicht aufgeben!

Alles hat seine Zeit und seinen Raum

So wie man, nach Paul Watzlawick, nicht nicht kommunizieren kann, so kann man durchaus sagen, dass man sich auch nicht nicht verändern kann. Das kann jedoch sehr viel Gutes mit sich bringen. Und die anfängliche Angst bildet nicht eine Einschränkung, sondern vielmehr eine Herausforderung. Wir haben es selbst in der Hand, für unsere Zukunft unser möglichst bestes Sein hervorzuholen. Also: positiv denken!

Autor: Celina Heger