Der Verzicht auf üppiges Essen hat in unserer Kultur eine lange Tradition. Manch einer wird da heutzutage schon kreativer und sucht sich eine neue Herausforderung. Wir schlagen ja nicht nur beim Essen und Trinken gerne mal über die Stränge. Sie disziplinieren sich also beim digitalen Konsum, verbringen vor allem weniger Zeit auf Whatsapp oder Facebook. Mal was anderes als der Platzverweis für Fleisch und Alkohol. Aber geht da noch mehr? Vielleicht sogar nachhaltig?

Ja! Fasten geht auch noch ganz anders: Wie wäre es mit ein paar plastikfreien Wochen? Bei uns in Frankfurt hat der Unverpacktladen gramm.genau jüngst zu dieser Challenge aufgerufen. Der erste Laden seiner Art geht selbst mit gutem Beispiel voran: Von Haferflocken über Seife bis zu Stoffbeuteln gehen die Produkte in mitgebrachten Behältern oder Pfandgläsern über die Theke. Aber warum ist ein Verzicht auf Kunststoffverpackungen überhaupt notwendig?

Wenn wir einmal in unsere Küche oder das Badezimmer schauen, stellen wir fest, dass Plastik aus unserem Alltag scheinbar nicht mehr wegzudenken ist. Dabei gab es auch eine Zeit ohne die Einwegverpackungen, die absolut nicht nachhaltig sind. Und die liegt gar nicht so lange zurück: Erst in den 1950er-Jahren tauchte die bunte Armada der Wegwerfprodukte auf. Und in der Folge entstanden immer mehr der kurzlebigsten Produkte aus diesem langlebigen Material. Eine Plastikgabel oder die Verpackung vom Fruchtjogurt ist zum Beispiel bereits nach wenigen Minuten reif für die Tonne. Wer kam eigentlich auf die Idee, dass es cool ist, beim Gehen zu essen? Und warum gibt es Kaffeehäuser, die Heißgetränke ausschließlich in nicht-recyclebaren Bechern ausschenken? Jedenfalls haben wir die Erde auf diese Weise zu einem Plastik-Planeten verkommen lassen. Grund genug, inne zu halten und nicht jedes Angebot wahrzunehmen.

Plastikfrei ist gar nicht so schwer

Gehen wir einmal gemeinsam auf Einkaufstour. In vielen Supermärkten ist die erste Station die Obst- und Gemüseabteilung. Mit etwas Glück kann man hier die durchsichtigen Boxen umschiffen, in denen beispielsweise (ganzjährig) Cocktailtomaten aus Spanien oder auch Heidelbeeren im Neonlicht schlummern. Aber es geht auch anders: Äpfel, Zucchini oder Kartoffeln liegen ohne Verpackung im Regal. Also: Zugreifen! Jetzt müssen wir nur noch widerstehen, die pflanzlichen Vitaminlieferanten ohne Kunststofftragetüte ins Auto zu heben. Einige der großen Einzelhändler haben den Tüten bereits die rote Karte gezeigt. Ein guter Ansatz, denn nur ein geringer Anteil von ihnen wird im Dualen System unter hohem Ressourcenaufwand recycelt. In Deutschland liegt die Quote deutlich unter 50 Prozent. Leider lässt sich das Recyclingspiel auch nicht unendlich weiterspielen: Nach nur einer Runde ist bereits Schluss für unsere Tüte. Dann gehen die aufgebrachten Ressourcen für immer in Flammen auf. Die nächste Einkaufstasche liegt ja schon bereit. Nachhaltig ist das nicht.

Genauso landen Aufschnittverpackungen, PET-Flaschen und die transparente Verpackung der Spaghetti im Müll. Ich finde: Da ist Verzicht doch ein vernünftiger Schritt. Die durchaus bittere Ironie der permanenten Vollgas-Plastikwelle ist, dass Einwegverpackungen wie Tüten, Strohhalme, Besteck und Flaschen den Planeten derart überziehen, dass wir das Problem nicht mehr wegdiskutieren können. Denn ihr finaler Bestimmungsort sind leider viel zu oft unsere Weltmeere. Also nicht wundern, wenn Sie beim Schnorcheln in Thailand statt durch einen Schwarm Delphine durch ein Dickicht an Plastikmüll gleiten. Die Teile bleiben uns dank ihrer Langlebigkeit bis zu 450 Jahre erhalten. Bloggerin Shia Su hat es, wie ich finde, schön auf den Punkt gebracht: Wenn die Badewanne überläuft, kann man anfangen das Wasser in einem Eimer abzuschöpfen. Oder man zieht den Stöpsel. In diesem Sinne: Frohes Fasten!

Autor: Florian Pahlke