Alles hat bekanntermaßen ein Ende – bis auf die Wurst, wie wir seit Stephan Remmler wissen. Doch aller popkulturellen Hinweise zum Trotz hält sich die doppelte Endlichkeit hartnäckig: Letztendlich nicht nur in Reden, wo man sie als Stilmittel vielleicht noch augenrollend dulden mag, sondern auch in der sonstigen Kommunikation. Und da war es schon – haben Sie es bemerkt? Man liest ja so schnell darüber hinweg, weil es sich so in unserem Sprachverständnis festgesetzt hat, dass wir nicht einmal mehr die Stirn runzeln, wenn wir es lesen. Darum hier nochmal in Zeitlupe: letztendlich.

29. Oktober 2019

Anders ist es doch beim legendären weißen Schimmel, auf den jeder Volontär landauf, landab seit Generationen getrimmt wird. Dieser Pleonasmus springt uns sofort ins Auge. Ein Schimmel ist selbstverständlich immer weiß, eine Leiche natürlich immer tot und letztendlich eben auch immer eine ebensolche Anhäufung zweier sinngleicher Wörter. Trotzdem erfreut sich diese Worthülsenfrucht, anders als die beiden übrigen zuvor genannten Beispiele, einer hohen Beliebtheit. Das Markt- und Meinungsforschungsinstitut Gallup beispielsweise verwendet es auf seiner Website ebenso unbekümmert wie ein mittelständischer Logistiker auf der seinen.

Einfach Schluss machen

Nun könnte man einwenden, dass der Begriff aber immerhin im Duden zu finden sei. Und das ist natürlich richtig. Selbstverständlich wird letztendlich dort aufgeführt. Doch damit ist allerdings ebenso wenig die Empfehlung verbunden, diese Worthülse einzusetzen, wie bei der Sabbeltante oder dem Fuzzi, die sich ebenfalls beide in dem einschlägigen Rechtschreibwörterbuch finden lassen. Die Frage ist doch vielmehr: Warum überhaupt letztendlich schreiben? Oder letzten Endes? Oder schließlich und endlich? Sie alle schlagen letztlich in dieselbe Kerbe. Und das war es. Haben Sie es diesmal bemerkt? Man überliest es ja leicht. Das eine Wörtchen, um das sich alle diese Worthülsen eigentlich drehen. Der Nukleus aller ihn trabantenartig umschwirrenden Verschwurbelungen aus mehrfachen Endlichkeiten: letztlich.

Darum überlassen wir die Sache mit den zwei Enden doch lieber exklusiv dem viel besungenen länglichen Fleischprodukt und konzentrieren uns in der Schriftsprache lieber auf den einfachen Schluss. Dabei erinnern wir uns an die mahnenden Worte des polnischen Lyrikers Stanisław Jerzy Lec: „Am Anfang war das Wort – am Ende die Phrase.“ Vermeiden wir also lieber Texte mit Spuren von Worthülsenfrüchten – oder deklarieren sie entsprechend.