Stress im Job wegen Überlastung? Dazu sehen Sie sich gefordert, möglichst alle Erwartungen zu erfüllen – im beruflichen wie im privaten Bereich. Corona macht die Stimmung auch nicht besser. Einen Ausschalter gibt es nicht – was also tun? Versuchen Sie doch mal, Ihre eigene Resilienz zu beobachten.

02. Juni 2021

Die gute Nachricht zuerst: Sie sind nicht allein. Schon früh zu Beginn der Corona-Krise hat eine Forsa-Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse deutlich gemacht, dass sich jede/r Zweite in der Krise oft oder wenigstens manchmal gestresst fühlt. Viele freiberufliche Journalist*innen und Kommunikationsfachleute zum Beispiel kennen das, nicht nur während Corona: Aufträge können von jetzt auf gleich wegbrechen. Von der Kunst- und Unterhaltungsbranche brauchen wir gar nicht erst zu sprechen. Oder schauen wir in einen anderen Mikrokosmos, Social Media: Alles um einen herum wird schneller, kurzlebiger, unverbindlicher. Hier Gehör zu finden, ist schwer. Oder Sie arbeiten in einem Bereich, der von sehr vielen verschiedenen Interessen gesteuert ist. Da heißt es durchsetzen, Meinung vertreten, die Botschaften anderer in die Welt rufen. Auch wenn wir jetzt vermehrt zwischen Impffreude, sinkenden Infektionszahlen und Abgestumpftheit über die Coronalage schwanken, bleibt die Situation anstrengend. Unseren alten Bekannten – Monsieur Stress – freut es.

 

Was soll das mit der Bratpfanne?

Wenn wir ein Ei in die Pfanne hauen und das Teil richtig gut beschichtet ist, dann ist ein beidseitig angebratenes Spiegelei ein Klacks. Oder wenn Sie im Regen so eine imprägnierte Jacke tragen und jeder abperlende Wassertropfen eine Verhöhnung der Natur ist, dann macht Ihnen Nässe nichts aus. Aber so sind wir Menschen ja nicht. An uns perlt nichts ab. Wir sind nicht Teflon-beschichtet. Wir erinnern uns an „jede und jeder Zweite“ von oben aus der Umfrage. Ich lasse mich aber gerne eines Besseren belehren. Denjenigen, die alle Aufgaben mir nichts, Dir nichts im Griff haben, nebenbei ein Sudoku auf dem Kopf stehend lösen und in ihren freien Minuten Japanisch lernen, gratuliere ich. Sie haben den Weg zu Resilienz vielleicht schon gefunden. Denn Resilienz ist Selbstmitgefühl, den Fokus auf sich selbst richten. Es geht darum, Strategien für sich selbst zu erarbeiten, in akuten oder länger andauernden Belastungssituationen Lösungen zu entwickeln. Das macht keiner für Sie. Wenn wir ehrlich sind, interessiert es auch keinen, ob Sie schon resilient oder auf dem Weg dorthin sind. Den inneren Beobachter, der ihren Körper und Geist durchleuchtet, müssen Sie engagieren. Das ist eine Art Exklusivvertrag. Der hilft nur Ihnen.

 

Durchatmen!

Ihr innerer Beobachter wird Ihnen dann an seinen Antrittstag vielleicht sagen: „Oh Mann, wie sieht es denn hier drin aus? Atmest Du überhaupt?“ Sie werden sich dann eine wichtige Lektion hinter die Ohren schreiben: Bewusst atmen. Wann haben Sie zuletzt auf Ihren Atem geachtet? Was passiert in Ihnen, in Ihrem Kopf, wenn Sie vielleicht die Augen schließen und beobachten, wie der Sauerstoff durch Ihre Nase nach oben strömt, sich Ihr Brustkorb hebt und das Zwerchfell vielleicht auch noch was davon hat? Es ist ganz einfach. Der Atem ist eines Ihrer wichtigsten Resilienzwerkzeuge, die Sie immer dabeihaben. Deshalb hier ein paar Tipps, wie Sie sich zum einen beruhigen können und einen Weg zu mehr Selbstmitgefühl finden. Kurz vorher ein Hinweis: Keine Sorge, ich habe mir das nicht selbst ausgedacht, sondern von Andrea Mertes in einem Kurs der Akademie der Bayerischen Presse e.V. gelernt. Ich möchte hier auch nur Anregungen geben, sich mit verschiedenen Perspektiven weiter zu beschäftigen. Etwa zu recherchieren, einen Kurs zu buchen oder im Kleinen anzufangen. Also:

 

  • Atmen Sie: Folgen Sie dem Luftstrom durch Ihren Körper. Was sagt Ihr innerer Beobachter bei diesem Body-Scan? Wo hakt etwas? Geben Sie sich selbst Feedback.
  • Lockern Sie Ihren Kiefer: Massieren Sie Partien in Ihrem Gesicht. Streichen Sie mit warmen Händen über den Kopf. Stichwort: Embodiment.
  • Planen Sie akute Grübelstopps ein, reißen Sie sich mit einem Signal raus, wenn Sie merken, dass Sie einer Gedankenspirale nachhängen. Denn mit Grübelei überlisten Sie sich selbst. Packen Sie Gedanken, die stören, auf eine Wolke und lassen Sie sie ziehen.

 

Resilienz hat sieben Säulen

Auch das möchte ich Ihnen in diesem Blogbeitrag als Impuls mitgeben. Beschäftigen Sie sich mit diesen Fragen. Es gibt genug kluge Leute, die das extra dafür entwickelt haben. Eine Säule ist Akzeptanz. Akzeptieren Sie eine Situation so wie sie ist und schaffen Sie sich einen Raum, mit ihr umzugehen. Etwa indem Sie atmen. Eine andere Säule ist Selbstwirksamkeit. Werden Sie zum Gestalter der Situation. Formulieren Sie einen lang gelernten und etablierten Glaubenssatz um. Beispielklassiker: „Du darfst keinen Fehler machen.“ Daraus wird: „Aus einem Fehler kannst Du lernen.“ Seien Sie realistisch optimistisch. Stehen Sie vor einer Entscheidung, machen Sie sich das Worst-Case-Szenario bewusst. Meistens geht es immer besser aus. Seien Sie lösungsorientiert und teilen Sie sich den Weg zum Ziel in Etappen ein. Finden Sie Methoden zur Selbstregulation. Himmel hoch jauchzend oder zu Tode betrübt ist beides extrem. Finden Sie die Mitte. Bauen Sie ein Beziehungsnetzwerk auf. Mit welchen Menschen tauschen Sie sich beruflich oder privat gerne aus und das Ganze in einer bestimmten Tiefe und Qualität? Achtung! Social Media gilt hier nicht. Formulieren Sie zu guter Letzt ein Ziel. Ohne Ziel brauchen Sie auch keinen Weg.