Neulich hat mir ein Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung einen gemütlichen Start in den Tag verhagelt. Unter der Überschrift „Die Angst hat zu viel Macht“ fabulierte Autor Jan Hauser über die Renaissance der „German Angst“, einer kollektiven und tief sitzenden Sorge um alles Mögliche: Um Kriegsgefahren, das Klima, die Rezession, den Karriereknick, den Rechtsruck, das Treffen falscher Entscheidungen, fehlendes WLAN im Urlaub. Die Liste der Angstmacher wurde länger und länger, die Erklärungsversuche immer plausibler – und ich immer übellauniger.

16. Juli 2019

Warum? Weil ich gerne (und meistens) positiv denke und immer auf der Suche nach Chancen und Möglichkeiten bin. Weil ich daran glaube, dass das Gute im Grunde überwiegt und die uns allen (!) innewohnende Kreativität Lösungen und Wege finden lässt – im Beruf, im Privatleben, in jeder Lebensphase, zu jeder Tageszeit. Natürlich steckt die Welt im Allgemeinen und unser Leben im Speziellen voller Gefahren und Risiken, voller Unwägbarkeiten und Herausforderungen. Ich bin ja nicht naiv! Aber mich treiben immer wieder andere Fragen um: Wohin richten wir unseren Blick? Worauf fokussieren wir unsere Aufmerksamkeit? Auf welches Ziel hin bündeln wir unsere Kräfte? Wie gehen wir mit Risiken um – und mit Chancen?

In vielen Unternehmen ist der Risikomanager eine feste Institution. Er gehört meist zum Managementkreis, man hört ihm zu, vertraut seiner Einschätzung und folgt seinen Empfehlungen. Fast immer geht es dabei um finanzielle Risiken oder Marktveränderungen, die frühzeitig erkannt und irgendwie gemanagt werden müssen. Es ist sicher richtig und wichtig, Risiken im Blick zu behalten.

Aber: Wo sind eigentlich die Chancenmanager? Wo sind die Spürnasen, Trüffelschweine und Perlentaucher, die konstruktive und nachhaltige Lösungen für Probleme aller Art finden? Wo stecken die stets gut gelaunten und kreativ (quer)denkenden Leuchttürme in Unternehmen, deren Strahlkraft selbst den letzten Bedenkenträger wachrüttelt? Wo wirken die Überzeugungstäter, denen man gerne folgt, weil sie eine positive Grundhaltung haben und immer leichtfüßig und mit klarem Blick vorneweg marschieren? Ich kenne solche Leute, liebe Leserinnen und Leser! Es gibt sie wirklich. Ich treffe sie jeden Tag in den Unternehmen, in denen ich als Kommunikationsberater gefordert bin. Es dürften gerne ein paar mehr sein – und sie dürften gerne lauter und vehementer rufen, wenn es um die Frage geht, wie voll denn nun das berühmte Glas Wasser ist. Meines ist halb voll! Und Ihres?