In Zeiten wie diesen ist nichts leicht. Die Corona-Pandemie stellt über Jahre eingeübte Verhaltensmuster auf die Probe. Werte und Glaubenssätze, die uns leiten und das Miteinander innerhalb von Familie und Kollegenkreis prägen, geraten unter Druck. Wir wägen den Schutz der individuellen Gesundheit jedes einzelnen und die Belange der Wirtschaft zunehmend gegeneinander ab, bringen beides mindestens aber miteinander in Verbindung – jedenfalls im ethisch-moralischen Teil der öffentlichen Corona-Diskussion. Einigkeit besteht in einem zentralen Punkt: Wir haben eine Krise. Und die verlangt insbesondere uns Berufskommunikatoren derzeit eine Menge Geduld und Fingerspitzengefühl in der Krisenkommunikation ab.

31. März 2020

Denn kaum eine andere Disziplin hat so große Auswirkungen auf das Ansehen von Unternehmen und ihren Protagonisten. Nirgendwo sonst geht es derart ans Eingemachte. In meinem Blogbeitrag möchte ich aufzeigen, wie wir bei mainblick mit der aktuellen Situation professionell umgehen.

Vier Säulen, ein Ziel: Sichtbarkeit

Nach meiner Erfahrung zeigt sich in der Krise, ob Unternehmen, ihre Kommunikationsabteilungen und Agenturen in den Jahren davor strategisch gearbeitet und ein stabiles Fundament errichtet haben. Denn Basis jedweder Kommunikation – auch in Zeiten von Covid-19 – bilden ausformulierte Ziele: Was will ich bewirken, vermitteln, erklären? Wen will ich wann und wo erreichen? Und wozu? Alle Ziele sollten von vier zentralen Werten getragen werden: Offenheit, Transparenz, Glaubwürdigkeit und Dialogorientierung. Das klingt nach einem logischen und einfachen Prinzip. In diesen Tagen erleben wir allerdings, wie schwer es ist, eben diese vermeintlich einfachen Grundsätze zu befolgen. So schlägt uns in der Beratungspraxis beispielsweise häufig die Frage entgegen, ob man denn in Zeiten wie diesen überhaupt Positives vermelden kann. Oder gar: ob es nicht besser sei, die Kommunikation einzustellen, bis die Pandemie vorbei ist.

Bleiben Sie sichtbar!

Unsere Empfehlung ist klar und konkret: Bleiben Sie sichtbar mit Ihren Produkten, Dienstleistungen, Protagonisten und Botschaften! Unternehmen investieren meist über Jahre in Markenbildung und Kommunikation. Sie erarbeiten sich ein Image und sind bei den relevanten Dialoggruppen bekannt. Wer jetzt das Kommunizieren einstellt oder zurückfährt, verliert Sichtbarkeit – und verschwindet sukzessive aus dem Blickfeld der relevanten Dialoggruppen. Das hat Folgen: Denn es kostet richtig viel Geld, nach der Krise wieder Schwung zu holen, um das ursprüngliche Level zu erreichen.

Digital schlägt analog

In der Krise sind die meisten Kanäle hoffnungslos überfüllt – mit Meinungen und Fakten zur Krise und ihren Protagonisten. Wer dort mit sinnvollen Botschaften, interessanten Themen und emotionalen Geschichten durchdringen will, braucht Frequenz, Reichweite und kreative Ideen. Deshalb stehen die digitalen Kanäle – allen voran die Unternehmenswebsite als „Digital Basecamp“ – besonders im Fokus. Nutzen Sie Ihr digitales Ökosystem, um Ihre Dialoggruppen möglichst gezielt zu informieren – und zwar angepasst an die Bedürfnisse der jeweiligen Nutzer.

„One size fits all“ funktioniert weder vor noch in der Krise! Betreiben Sie Social Listening und schauen Sie sich an, was andere Unternehmen und Organisationen machen. Lassen Sie sich inspirieren, „surfen“ Sie hier und da auf den Aktionen und Themen anderer mit. Finden Sie eine gute Balance zwischen sachlicher Information und emotionaler Ansprache, werden Sie persönlich, kommunizieren Sie zugewandt und lassen Sie immer wieder durchscheinen, wofür Ihr Unternehmen steht und worauf es in diesen Zeiten ankommt. Und das wichtigste: Verströmen Sie Zuversicht! Blicken Sie nach vorne, beamen Sie sich und die Adressaten Ihrer Kommunikation in die Zukunft. Bei alledem bleiben Sie glaubwürdig und authentisch! Denn eines ist sicher: In der Post-Corona-Ära sind Sie bei denjenigen präsent, für die Sie nie weg waren.

Lesetipp: Kostenloser „Leitfaden Krisenkommunikation“

Ein wichtiger Ratgeber für die Krisenkommunikation stammt aus dem Bundesinnenministerium. Der gut gemachte „Leitfaden Krisenkommunikation“ wurde bereits im Jahr 2014 aufgelegt. Im Bereich der sozialen Netzwerke hat sich seither natürlich eine Menge getan. Insofern ist der Ratgeber an dieser Stelle nicht aktuell, aber insgesamt ausgesprochen gut gemacht!