“Just for the record, the weather today is calm and sunny, but the air is full of bullshit”, schrieb der US-amerikanische Schriftsteller Chuck Palahniuk in sein Tagebuch. Nimmt man sich mal ein bis zwei Minuten, um über dieses Zitat nachzudenken, erscheint es doch gerade angesichts der aktuellen Situation unglaublich wahr. Besonders in Zeiten von Corona-bedingten Einschränkungen, Kontaktverboten und Quarantäne wird die häusliche Luft immer angespannter, was sich nicht nur auf das allgemeine Zusammenleben, sondern auch auf die Psyche des Einzelnen auswirkt. Doch warum ist das so?

14. April 2020
Viren, die „unsichtbaren Feinde“

Dinge wie Homeoffice, Home-Schooling und neu gewonnene Freizeit, die mit den Einschränkungen daherkommen, sollten doch eigentlich einen positiven und entschleunigenden Effekt auf unseren schnellen und beschäftigten Alltag haben. Schließlich haben wir somit mehr Zeit für die Familie, WG oder auch für uns allein. Doch schaut man genauer hin, erkennt man, dass stattdessen häufig schlechte Stimmung und strapazierte Nerven die Folge sind. Das liegt unter anderem daran, dass die Gefahrensituation für uns derzeit nicht nur einmalig, sondern auch schwer erfassbar ist. Und zwar durchaus wörtlich: Viren sind durch keines der menschlichen Sinnesorgane erkennbar. Oft werden sie daher auch als der „unsichtbare Feind“ signifiziert. Alles scheint wie immer und ist es dabei doch nicht – das erzeugt ein Gefühl der Unsicherheit in uns. Gerade die enorme Verbreitung eines neuartigen Virus, der kaum einzuschätzen ist, kann Angst einflössen. Doch die Angst kommt nicht allein, sondern wird von ihrer treu begleitenden Gefühlsbande Frustration, Wut, Stress, Panik, Kontrollverlust und Hilflosigkeit begleitet.

Das passiert im Kopf:

Um zu verstehen, was Angst eigentlich ist, werfen wir doch einmal einen kurzen Blick in unser Gehirn. Wird ein Schlüsselreiz durch ein Sinnesorgan aufgenommen, also hören wir beispielsweise eine Nachricht, wird der dadurch ausgelöste Reiz in den Thalamus, das Zentrum des Bewusstseins, geleitet und gelangt so in die Großhirnrinde. Anhand bereits gesammelter Erfahrung aus der Vergangenheit wird der Reiz separiert und Bildern zugeordnet. Hatten wir in ähnlichen Situationen bereits einmal Angst, werden weitere Schritte eingeleitet und Hormone wie beispielsweise Adrenalin freigesetzt. Dazu kommt: Wurde schon mal in den Medien von ähnlichen Situationen berichtet, , las man ein Buch zu dem Thema oder sah es in einem Film, so hat man die Situation indirekt erlebt und ist sich den Konsequenzen bewusst. Auch das kann also bereits Angst auslösen.

How to deal with this?

Durch die Bedrohung dieser Krankheit haben viele das Gefühl, die Kontrolle über sich und die Situation zu verlieren. Und gerade in einer modernen Welt, in der Kontrolle unabdingbar scheint, ja sogar versprochen wird – zum Beispiel, indem wir von unterwegs über seine häusliche Beleuchtung oder Heizung wachen können – ist dies ein gravierender Schlag. Doch wie geht man am besten mit diesem Gefühl um? Entweder man zählt all die Dinge auf, die nicht mehr funktionieren und frustrierend sind, verfällt diesem Gefühl komplett, überdenkt zu viel und verrennt sich somit ganz oder man entschließt sich, das Positive zu sehen und neue Chancen zu nutzen. Denn positive Gedanken führen zu positiven Handlungen.
Hand aufs Herz, in solchen Krisen positiv zu bleiben ist schon eine wahre Kunst, doch mit ein bisschen Übung kein Ding der Unmöglichkeit. Gefühle jeglicher Art begleiten uns ständig und denen müssen wir uns stellen. Drücken wir sie einfach weg oder versuchen sie zu verdrängen, so werden sie bloß verstärkt. Es ist in Ordnung das zu fühlen, was man fühlt. Aber man sollte nicht jedem Gedanken nachhängen, der sich damit einhergehend einschleicht. Denn oft steigern wir uns dadurch nur noch mehr in das Gefühl hinein.

Von Schokohasen mit Mundschutz zur Selbstreflektion

Gerade die (sozialen) Medien berichten fleißig über den Fortschritt der Situation und fiebern schon fast mit dem Verlauf der Verbreitung mit. Auch als Vermarktung wird das allgegenwärtige Thema genutzt, da zum Beispiel ein österreichischer Konditor zu Ostern Schokohasen mit Mundschutz oder Marzipanviren herstellte. Auch toilettenpapierförmige Kuchen machten in den sozialen Medien die Runde. Doch wo führt uns das hin? Natürlich ist es wichtig, gut informiert zu sein. Doch das bedeutet noch lange nicht, sich gedanklich nur von solchen Nachrichten zu ernähren. All dieser enorme Medienkonsum kann sich nämlich negativ auswirken, was Verspannung und Angst zur Folge haben kann.
Um dem entgegenzuwirken, gibt es im Internet reichlich Videos mit Entspannungsübungen. Dieses hier habe ich selbst getestet und für gut befunden. Aber auch ein selbstreflektierendes Verhalten kann sich positiv auf die eigene Psyche und dementsprechend auf das Umfeld auswirken. Schließlich kommunizieren wir unterbewusst auch unsere Einstellung, die sich wiederum auf die eigene Ausstrahlung auswirkt. Bei der Selbstreflexion geht es grob darum, ein Verständnis für sich und seine Probleme zu entwickeln. Fragen wie zum Bespiel: Wie handele/reagiere/fühle ich? oder: Wieso mache/fühle/agiere ich so? sind dabei elementar. Hat man erst einmal verstanden, wieso etwas so ist, kann man aktiv etwas daran ändern.

Keep Calm and communicate!

Egal ob an der Arbeit oder im privaten Umfeld, Kommunikation ist gerade jetzt das A und O. Mit Hilfe von selbstreflektierenden Übungen kann man zwar lernen, das Beste aus sich und der Situation herauszuholen, doch wir sind alle nur Menschen. Jeder hat mal einen schlechten Tag und niemand kann alles. Deshalb ist es insbesondere aktuell notwendig, seine Gefühle offen zu kommunizieren, um Streitigkeiten aus dem Weg zu gehen. Umso wichtiger ist es in diesen Zeiten also, Verständnis für das Gegenüber zu haben und offen zu kommunizieren.

Wie geht’s weiter?

Schon der britische Premierminister Winston Churchill hatte darauf eine Antwort: „Wenn du schon durch die Hölle gehen musst, dann geh weiter“, lautet ein bekanntes Zitat von ihm. Schwere Zeiten kommen und gehen, doch man darf nicht im Schockstarre verharren, sondern stets vorwärts gehen. Ich persönlich empfinde das als ein sehr positives und aktuelles Statement. Also sollten wir gemeinsam weitermachen und optimistisch in die Zukunft schauen. Denn schon mein Großvater sagte: Nach Regen kommt immer Sonnenschein.

Autor: Celina Heger