Eine für alle

Innovation und Tradition passt auf alles, wirklich alles. Von der Glockengießerei, die es mittlerweile in siebter Generation gibt, bis zur Pizzeria um die Ecke, die vor zweieinhalb Jahren eröffnet hat und nun auch Toppings auf ihre Teigfladen anbietet. Hashtag „Hipsteralarm“. Und doch – obwohl es kaum eine Headline gibt, die noch stärker überstrapaziert wird – ist dieses nebulöse Konstrukt oftmals ein Favorit bei mittelständischen Unternehmen, wenn es um Marketing oder Öffentlichkeitsarbeit geht. Gerne auch der kleinste gemeinsame Nenner in der Abstimmung zwischen Unternehmen und Agentur, wenn es um Gottes Willen nicht zu kreativ sein soll. Dabei sind das zwei Werte, die sich jeder auf die Fahne schreiben möchte, bei denen gar kein Widerstand möglich ist. Das Beste aus zwei Welten, mit dem Blick für das Wesentliche aus der Vergangenheit, aber trotzdem der Zukunft zugewandt.

Wunderbar – wenn es nicht so beliebig wäre. Mit diesem Slogan hebt sich Bielefeld nicht von Hamburg, München oder selbst Düsseldorf ab, die sich zu Recht ebenfalls Tradition auf die Fahne schreiben können und sich in die Zukunft orientieren. Wer nicht? Und aus demselben Grund tut sich kein Unternehmen einen Gefallen damit, mit dieser Headline irgendeinen Beitrag aus der Kommunikation zu schmücken. Achten Sie mal darauf, wie oft Ihnen diese Phrase in der PR begegnet. Ich wünschte mir manchmal, es wäre genau andersherum und diese Headline wäre Teil einer Verschwörungstheorie, nicht das arme Bielefeld. Aber so ist es leider nicht. Google findet 556.000 Treffer quer durch alle Wirtschaftsbereiche für die unselige Wortfolge. Für „Bielefelder Innovation“ übrigens nur acht.