„Man soll die Feste feiern, wie sie fallen“, heißt es. Nun endlich steht Weihnachten vor der Tür. Zum besinnlichsten aller Feste werden Kinderaugen vor geschmückten Bäumen leuchten und die Vorfreude sich in einen herzlichen Abend entladen. Es wird ja auch Zeit, die Vorfreude war schließlich lang genug. Denn bereits seit September konkurrieren Milka, Lindt & Co. mit ihren jährlich rund 151 Mio. Schokoweihnachtsmännern um die Gunst der Konsumenten. Mit Sonderplatzierungen in den Discountern und Supermärkten finden wir sie neben den weihnachtlich gestalteten Angebotsdisplays anderer großer Marken wie Jacobs Kaffee, Nestlé oder Coca Cola. Moment mal, Coca Cola hatte doch den Weihnachtsmann erfunden. Reiht sich Weihnachten damit doch an Konsumfeste wie Valentinstag, Single Day oder Black Friday?

17. Dezember 2019
Weihnachten ist Konsumzeit

Ja, denn Weihnachten ist jedes Jahr ein konsumtives Großereignis. Für 2019 prognostiziert Statista für Deutschland einen vorweihnachtlichen Umsatz von rund 102 Mrd. Euro. Das wären rund 19 Prozent des Gesamtjahresumsatzes im Einzelhandel. Rund 13 Mrd. Euro werden online umgesetzt. Laut einer Studie von Wirtschaftswissenschaftlern der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg wird der weihnachtliche Kaufrausch sogar noch von bestimmten Tricks der Händler gefördert. Die Marketingexperten haben nachgewiesen, dass Düfte wie Zimt, Vanille oder Karamell einen Einfluss auf das Konsumverhalten haben und den Konsumenten dazu bringen, teure Luxusprodukte zu kaufen. Ist Weihnachten also nur ein Fake?

Weihnachten ist Familienzeit

Nein, denn Weihnachten ist älter als Konsum. Und älter als das Christentum, mit dem es heute verbunden wird. Der Ursprung von Weihnachten liegt im Fest der Wintersonnenwende. Bereits die Ägypter und andere Hochkulturen haben den 21. Dezember zum Anlass genommen, die Geburtstage ihrer Sonnengötter zu feiern. Dann machten die Römer den 25. Dezember zum Geburtstag ihres Sonnengottes Sol und die Germanen feierten Jul, was in Skandinavien heute noch Weihnachten bedeutet. Etwa 400 Jahre nach Christi Geburt entschieden die damaligen Kirchenoberhäupter kurzerhand, das Fest Jesus zu widmen. Unabhängig von Staat und Religion ist Weihnachten also seit Jahrtausenden das höchste aller Feste. Es steht für Hoffnung und Neubeginn, für Vertrauen und Trost, für Besinnlichkeit, für Liebe, Nächstenliebe und für die Familie.

Das Schöne daran ist, dass jeder selbst entscheiden kann, wann er sich auf diese Gedanken einlässt: am 24. Dezember, im Advent, im September oder das ganze Jahr.

Weihnachten steht von Anbeginn aber auch für Gaben und Geschenke. Es ist also nicht verwerflich, dass wir heutzutage in dieser Jahreszeit dem Kaufrausch erliegen. Wir tun es immerhin mit guten Absichten. Doch auch hier können wir etwas entscheiden. Nämlich wie viel es denn wirklich sein muss und ob immaterielle Geschenke nicht wesentlich nachhaltiger für unsere Liebsten sind.

Wie auch immer Sie sich entscheiden, ich wünsche Ihnen frohe Weihnachten!