Was haben eine Doku über den Amazonas, ein Filmchen über streitende Katzen und Tipps für das Bewerbungsgespräch von den Bosch HR-Expert.innen gemein? Richtig, das untypische Trio findet sich – neben Milliarden weiterer Videos – auf Youtube. Die Plattform, die sich seit 2005 konstant steigender Beliebtheit erfreut, nimmt wacker jede Hürde, die sich ihr in der schnelllebigen Social-Media-Welt in den Weg stellt und scheint heute stärker als je zuvor zu sein. Vom rein Privaten haben es die Videos längst in die Corporate-Welt geschafft. Wo liegen die Chancen und wie kann man diese Bewegung in der Unternehmenskommunikation nutzen?

11. Oktober 2022

Youtube wird in Deutschland zum relevanten Wirtschaftsfaktor

Die Zeiten, in denen man belächelt oder irritiert angesehen wurde, wenn die Frage: „Was möchtest du denn später mal machen?“ mit einem strahlenden: „Ich möchte Influencer.in werden!“ beantwortet wurde, scheinen endgültig vorüber zu sein. Zwar kann mit dieser Jobbeschreibung noch lange nicht jede.r etwas anfangen. Die Zahlen geben den jungen Kreativen jedoch Recht. Laut einer Studie von Oxford Economics hat die Videoplattform Youtube im Jahr 2021 mit mehr als 1,2 Milliarden Euro zum deutschen Bruttoinlandsprodukt beigetragen, 30.000 Arbeitsplätze wurden zudem durch sie generiert – die Rede ist von Vollzeitstellen, nicht bloß von kleinen Aufträgen, die als Freelancer.in oder in Teilzeit erledigt werden. Der US-amerikanische Videoriese scheint sich also von einer reinen Unterhaltungsplattform unter Google längst zu einem ernstzunehmenden Kommunikationsportal gemausert zu haben und wird mehr und mehr zum relevanten Wirtschaftsfaktor. Doch was bedeutet das für die Unternehmenskommunikation?

 

Rafting auf dem Informationsfluss

Wer nun nicht den innigen Wunsch hegt, mit eigenen Videos als Influencer.in der Kreativität freien Lauf zu lassen und fleißig Follower.innen zu sammeln, sollte die Plattform als Mitteilungskanal dennoch nicht unterschätzen. Haben Sie manchmal auch das Gefühl, dass Sie vor lauter Mails, Nachrichten und Newslettern den Wald vor lauter Bäumen – oder, in diesem Fall – die Botschaft vor lauter Text nicht mehr sehen? Der digitale Briefkasten wird schließlich schon längst für sämtliche Belange genutzt, oft auch für einige unnütze Mails. Das „Bitte keine Werbung“-Schild hat leider noch kein digitales Pendant – da können wichtige, firmeninterne Informationen schon einmal untergehen.

Videoformate bringen Abwechslung mit sich: Sie holen das Publikum quasi mit ins Boot und ermöglichen durch die direkte Ansprache eine gewisse Verbindlichkeit. Der mitunter endlose Informationsfluss kann so geschickt etwas kurzweiliger gestaltet werden. Playlists helfen außerdem dabei, dem eigenen Kanal eine Ordnung zu geben und die Videos thematisch zu sortieren. Eins noch: Ob Sie die Aufnahme der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung stellen oder lieber nur intern nutzen möchten, bleibt Ihnen überlassen. Setzen Sie den Haken bei „privat“, dann kann Ihr Video nur mittels Einladungslink angeschaut werden.

 

Neue Chancen für die Unternehmenskommunikation

Das vielseitige Angebot an Inhalten reicht von Dokumentationen und Nachrichtensendungen über klassische Musik- und Unterhaltungsvideos bis hin zu Videos, in denen naturwissenschaftliche Zusammenhänge und Hintergründe erklärt werden. Der „Social-Media-Atlas“ des Faktenkontors gibt an, dass Youtube mit einer Nutzung von 70 Prozent der favorisierte Social-Media-Kanal der Deutschen sei. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass Sie hierüber die beste Chance haben, ihre Zielgruppe zu erreichen – egal, ob es sich um die eigenen Mitarbeitenden oder um ein breiteres Publikum zwecks B2C-Kommunikation handelt. Die Möglichkeiten, wie Sie Inhalte vermitteln können, sind nahezu endlos. Kurz gesagt: Infotainment ist hier das passende Stichwort – die Mischung macht‘s bekanntlich.

 

Go with the flow: Zeitsparen liegt im Trend

„Vlogs“, „Stories“, „Shorts“ und „Reels“ – der Vorrat an neuen Videoformaten scheint schier unerschöpflich zu sein. Die stetig im Wandel begriffene Plattform schafft es, mit der Zeit und den Trends zu gehen und immer wieder neue Formate anzubieten. „Shorts“ sind hierbei die jüngste Erfindung und eifern getreu dem Motto „je schneller, desto besser“ den anderen 60-Sekunden-Fomaten nach. Der Vorteil liegt auf der Hand: Content Creator können knackige Videos produzieren, die das Publikum leicht fesseln – so werden in kürzester Zeit spannende Inhalte vermittelt. Keine Zeit, das neueste Video mit Updates zur Firmenfeier anzuschauen? Diese Ausrede gilt von jetzt an nicht mehr, denn 60 Sekunden lassen sich leicht finden, zum Beispiel, während der Kaffee durchläuft oder der PC hochfährt. Im Schnitt bringen die Deutschen 90 bis 120 Worte in dieser Minute unter: Das reicht locker, um die Mitarbeitenden auf den neuesten Stand zu bringen oder eine wichtige Ankündigung loszuwerden.

Auch wenn ich nun mehr als 120 Worte gebraucht habe, um das Thema „Youtube in der Unternehmenskommunikation“ anzureißen, sind die Chancen, die das Videoformat bietet, hoffentlich klar geworden. Ansonsten versuche ich es vielleicht auch einmal mit einem kurzen Video? 😊