Die Landschaft der Stückgutkooperationen verändert sich rapide. Die meisten Transportnetzwerke leiden aktuell nicht nur unter den riesigen Stückgutmengen und Qualitätsproblemen in der Leistungserstellung, sondern auch an einer abnehmenden Loyalität ihrer Systempartner.

14. Juli 2021

„Jeder ist sich selbst der Nächste“ lautet vielfach die Maxime. Nicht selten sind Speditionen Mitglied in drei oder vier unterschiedlichen Transportnetzwerken, um sich möglichst viele Handlungsalternativen für ihr Stückgutgeschäft zu erschließen. Im mainblick-Sommerinterview KLARTEXT erklärt Stefan Rehmet, Geschäftsführer von 24plus, was er von seinen Systempartnern erwartet und wie er die Entwicklung der Kooperationen einschätzt.
 

„Wichtig sind Partner und Gesellschafter, die sich sehr stark in die Entwicklung des Netzwerks einbringen“, beschreibt 24plus-Geschäftsführer Stefan Rehmet einen entscheidenden Erfolgsfaktor für ein stabiles und leistungsfähiges Transportnetzwerk, das auch bei hohen Volumina gut funktioniert. Alle Partner müssten auch bei der Findung von Regeln mitwirken und sich in Arbeitskreisen engagieren, fordert der erfahrene Logistiker. Auch die Stabilität und langjährige Zugehörigkeit von Systempartnern sei ein Garant für die Leistungs- und Entwicklungsfähigkeit.

 

Kollaboration statt Kooperation

Auch wenn innerhalb der Transportnetzwerke vor allem die aufeinander abgestimmten und durchgetakteten Prozesse im Vordergrund stehen, wird die Performance der Netzwerke nicht zuletzt von der Kultur der beteiligten Systempartner beeinflusst. Stefan Rehmet wünscht sich hier „mehr Kollaboration statt Kooperation im klassischen Sinne“. Wichtig sei das „freiwillige Mitwirken an einem gemeinsamen Ziel“, betont er. Im Tagesgeschäft zeige sich immer wieder, wie heterogen die Partnerlandschaft sei. Hier sorge die Kommunikation auf allen Ebenen, vor allem rund um operative und gelegentlich auch zu strategischen Themen für ein funktionierendes Miteinander.

 

Standards ermöglichen Kooperation der Kooperationen

Für Stefan Rehmet wird auch die Entwicklung der Stückgutkooperationen von der Heterogenität der Partnerlandschaften getrieben. Dies habe vor allem mit der unterschiedlichen Entwicklung der jeweiligen Gesellschafter zu tun, die teils schneller oder langsamer gewachsen seien oder ihre Businessmodelle verändert hätten. Partner seien beispielsweise aufgekauft worden, weil kein Nachfolger gefunden wurde. Fehlende Zustellkapazitäten machten deshalb ein Zusammenrücken der Transportnetzwerke unumgänglich. „Alle brauchen die letzte Meile“, weiß der Logistiker. Fehlende Optionen für Direktverkehre machten vielfach die Suche nach neuen Zustellpartnern erforderlich. Um die Kooperation der Kooperationen zu verbessern, sollten einheitliche IT-Standards und Integrationsplattformen geschaffen werden, wünscht sich Stefan Rehmet. Zudem brauche es „kooperationsübergreifende Standards in der Produktlogik.“ Der „Closed-Shop-Gedanke“ müsse verworfen werden, weil er nicht mehr funktioniere.

 

„Der Fachkräftemangel macht uns zu schaffen“

Auch 24plus leidet unter dem Fachkräftemangel im gewerblichen und kaufmännischen Bereich. „Einen guten Disponenten zu finden, ist verdammt schwierig“, konstatiert Stefan Rehmet. Für junge Leute sei es viel interessanter, für Konzerne zu arbeiten. Der kleinere Mittelstand ziehe vor allem Menschen an, die nicht studieren wollen. „Diese Unternehmen leben davon, dass die Menschen lokal verwurzelt sind.“ Wer in der Logistik arbeiten wolle, benötige zudem spezifische Skills, die insbesondere bei jungen Menschen wenig ausgeprägt seien: logisches Denken, Prozessverständnis und eine „gewisse Robustheit gepaart mit Durchhaltevermögen“. Stefan Rehmet findet, dass für Berufseinsteiger das „Drumherum“ wichtiger geworden ist, beispielsweise soziale Zusatzleistungen oder die Möglichkeit zur flexiblen Arbeitszeitgestaltung. Auch die Bedeutung der Unternehmenskultur sei deutlich gestiegen. Es gehe dabei auch um den Spaß an der Arbeit. „Junge Menschen brauchen Freiheit und wollen sich entwickeln.“ Besonders anspruchsvoll sei dabei auch das Recruiting: „Es wird immer schwieriger, gute Leute zu finden“, findet Stefan Rehmet.

 

Weichen für die Zukunft gestellt

Stefan Rehmet sieht 24plus für den wachsenden Wettbewerb gut aufgestellt. Basis dafür bildet der begonnene Umbau der kompletten IT-Infrastruktur. So werde beispielsweise der Verbringungsprozess im Zentral-HUB neugestaltet. Dabei spielen Integrationsplattformen künftig eine wichtige Rolle, die auch die Zusammenarbeit der Stückgutkooperationen untereinander ermöglichen. „Mit der Kooperation machen wir auch unsere Partner zukunftsfähig“. Dabei sei die KEP-Branche ein guter Maßstab für Stückgutspeditionen, findet Stefan Rehmet.

 

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