Agenda-Setting – was genau bedeutet das eigentlich? Googelt man danach, findet man so einige Synonyme: Etwas auf die Tagesordnung setzen, zur Diskussion stellen, thematisieren, anschneiden, ansprechen, und so weiter. Mit anderen Worten: Es geht darum, Themen zu setzen und damit eine bestimmte Aussage zu popularisieren.

21. Juli 2020

Täglich geschehen tausende von Ereignissen auf der ganzen Welt. Aber was davon steht denn überhaupt auf unserer persönlichen Agenda? Fragen wir mal anders: Wie informieren Sie sich über das aktuelle Weltgeschehen? Ich denke, diese Frage kann ich beantworten, ohne Ihre Antwort gehört zu haben: mit Hilfe der Medien. Ob Print- oder Onlinemedien, Journalisten setzen Themenschwerpunkte für uns. Wir haben also täglich mit Agenda-Setting zu tun Doch laufen wir wirklich so „blind“ durch die Welt?

Der Kommunikationswissenschaftler Bernhard C. Cohen erwähnte bereits 1963, dass die Medien keinen Einfluss darauf haben, was das Publikum über bestimmte Themen denkt, aber darauf, worüber das Publikum nachdenkt. Dieser Gedankengang war die Grundlage der Agenda-Setting-Forschung.

Mit Tunnelblick durch das Weltgeschehen

Die Massenmedien setzen uns also konkrete Themenschwerpunkte und haben somit einen bedeutenden Einfluss auf die öffentliche Meinung. Das ist auch logisch, da es kaum andere Informationsquellen gibt, die einen über relevante Ereignisse auf der Welt informiert. Natürlich gibt es noch die klassische „Face-to-Face“ Kommunikation. Aber wie wahrscheinlich ist es, dass Ihr Gegenüber seine Informationen ebenfalls aus den Print- oder Onlinemedien hat? Eben. Die auf die Medienagenda gesetzten Themen stehen somit auf der Publikumsagenda. Das Publikum nimmt nicht nur bestimmte Themen als wichtiger wahr, sondern hierarchisiert diese auch. Gerade die traditionellen Medien haben einen erheblichen Einfluss auf die Publikumsagenda. Denn die Printmedien aber auch Fernsehnachrichten behandeln bestimmte Schwerpunkte, welche dann wiederum von den Rezipientinnen und Rezipienten als besonders wichtig wahrgenommen werden. Doch läuft man beim Rezipieren von Onlinenachrichten auch mit einem Tunnelblick durch das Weltgeschehen?

Auch mal nach links und nach rechts gucken

Die Digitalisierung ist in den letzten Jahren in immer mehr Bereichen eingetreten. Das Zeitalter des Internets hat die Art der Informationsbeschaffung erheblich verändert. Der Informationsfluss ist nicht mehr „Top-down“, denn jeder hat die Möglichkeit, Eigeninitiative zu ergreifen. Online kann man frei nach Themen suchen und bekommt keine feste Agenda vorgesetzt. Oft klickt man auf verschiedenste Links und kommt immer wieder zu neuen Informationen. Das bedeutet: Man kann seine Themen selbst selektieren. Die Frage ist nun, ob man sich bei der Informationssuche im Internet nicht trotzdem an der Agenda der traditionellen Medien orientiert?

Eine Kombination aus beidem

Ich werde in Kürze 21. Aber auch bei mir heißt es um 20:00 Uhr so gut wie immer: Zeit für die Tagesschau. Habe ich mal keine Zeit, informiere ich mich über deren Instagram-Account. So bekomme ich täglich einen groben Überblick über die scheinbar wichtigsten Ereignisse. Genau das ist der Punkt – wer legt denn fest, dass die paar Meldungen die wichtigsten des Tages sind?

Aber wieder zurück zum Thema: Natürlich ist die Tagesschau nicht meine einzige Informationsquelle. Erweckt ein bestimmtes Thema mein Interesse, begebe ich mich auf Informationssuche im Internet. Dann stöbere ich etwas herum und lande oft über bestimmte Links oder Social-Media-Plattformen auf neuen Seiten mit wieder anderen Informationen. Ich gucke gerne mal nach rechts und links, weil mir bewusst ist, dass ich sonst nur einen sehr eingeschränkten Blick über die Ereignisse auf der Welt habe. Meine persönliche Agenda und die Medienagenda stimmen also nicht vollständig überein.

Auch Kommunikationsagenturen betreiben Agenda-Setting

Immer wieder schaffen es auch PR-Themen in die Medienlandschaft. Erinnert sich zum Beispiel noch jemand an den Trubel, für den Citroen mit seiner vermeintlichen Umbenennung in Zitrön in Deutschland im letzten Jahr sorgte? Die PR-Kampagne kam so ernst rüber, dass sie es auch in zahlreiche Webseiten von namhaften Tageszeitungen schaffte. Immer öfter gelingt es Agenturen aber, ihre Kunden auch über einen längeren Zeitraum hinweg zu bestimmten Themen zu positionieren. Davon können die Rezipientinnen und Rezipienten profitieren. Beispielsweise, wenn Themenexperten gesucht sind und besonders tiefgehende Einblicke gefragt sind. Oder die praktische Sicht aus Firmenperspektive auf neue Reglementierungen oder gesetzliche Auflagen. Die Frage, welches Ziel hinter der Platzierung in den Medien steht, ist hier schnell eindeutig.

Wie ist es denn bei Ihnen? Gehen Sie mit einem Tunnelblick durch das Weltgeschehen oder gucken Sie auch mal nach rechts oder links?

Autor: Vanessa Schmaus