Was war das für ein Jahr? Joe Biden wird als US-Präsident vereidigt. Die Squadra Azzurra gewinnt die Europameisterschaft im Fußball und auf Deutschlands Bundesebene geht die Regierungsampel an den Start. Je nach Geschmack, lässt sich diese Speisekarte der Jahresgenüsse umfassend ergänzen. Und auch im Restaurant für die bewussten Kommunikationsgenießer kam einiges auf den Tisch. Aber hat das auch geschmeckt?

14. Dezember 2021

Wenn Sie sich fragen, warum ich diesen Blogbeitrag mit zahlreichen Verweisen auf die Kulinarik beginne, muss ich antworten: Weil es in die Zeit passt. Weihnachten rauscht heran und das ist nun mal auch ein Fest des Essens und Trinkens. Oder Gegessen-Werdens, wenn Sie es aus Sicht einer Gans betrachten. Da wo es geht, trinken die Menschen nach Feierabend auf dem Weihnachtsmarkt einen Glühwein, decken sich mit Lebkuchen ein oder bereiten sich schon mental darauf vor, am Festtag die Bratensoße nicht zu vergeigen. Plätzchen werden nicht nur gebacken, weil es bei vielen Tradition ist, sondern auch, weil es gut zum Prinzip des Cocooning – des Sich-Zurückziehens ins Private – passt. In Zeiten von Covid 19, der vierten Welle und Omikron auch keine schlechte Idee. So wird Weihnachten auch zu einer Zeit der Stille, in der man zurückblicken kann auf das Jahr. Und da gab es eben nicht nur die gesellschaftlichen, unternehmerischen oder privaten Highlights, sondern auch die kommunikativen Trends, auf die ich mit Ihnen zurückblicken möchte. Und ein wenig nach vorne.

Digitale Nähe und virtuelle Kommunikation

Hätten wir Weihnachten vor zwei Jahren auf den Wunschzettel an den Chef „4x die Woche Homeoffice“ geschrieben, hätte es bei vielen Unverständnis oder ein müdes Lächeln schön verpackt als Geschenk gegeben. Dann hat Corona als Brandbeschleuniger alles verändert. Auf einmal mussten Arbeitgeber Arbeitsprozesse auf räumliche Ferne umstellen, Menschen ihre Arbeitsweisen digitalisieren und Dialoggruppen auf andere Weise in die Kommunikation eingebunden werden. Am Anfang immer noch mit der Prämisse im Hinterkopf, Corona werde sich erledigen und man könne zu alten Prinzipien zurückkehren. Messen und Kongresse sind dafür ein gutes Beispiel: In der Unsicherheit erst abgesagt, dann mit Hoffnung verschoben, mit Beschränkungen durchgeführt und nun wieder verschoben. Ob ein Termin stattfinden kann, weiß man oftmals erst am Tag vorher. Gefühlt zumindest. Nun muss uns klar sein: So wie es einmal war, wird es nicht mehr. Unsere Kommunikation miteinander muss weiter lernen, dass Beziehungsmanagement und Themen wie Loyalität, Miteinander und Innovation immer mehr der Kontrolle durch das persönliche Shake-Hands entzogen wird und in den Bereich des Vertrauens wandert.

Die Kommunikation wird noch nachhaltiger

Ökologie, soziale Fragen und Wirtschaftlichkeit unternehmerischen Handelns: Nachhaltigkeit treibt die Unternehmen an – oder diejenigen, die sie bislang ausgesessen haben, vor sich her. In vielen Unternehmensstrategien hat sie Eingang gefunden und wird durch bestimmte Kennzahlen offensichtlich. Auch die Kommunikation muss sich diesen Anforderungen anpassen und nachhaltiger werden. Nicht weil Kommunikation CO2 ausstößt oder Energie verschwendet, sondern weil sie helfen soll, die Unternehmensziele nachhaltiger Unternehmen zu kommunizieren. Dabei muss Kommunikation glaubwürdig bleiben, Dialoge anstoßen, transparent und kreativ sein. Denn nicht nur Kermit der Frosch entlarvt sogenanntes Greenwashing umgehend. Da muss man ihn gar nicht draufstupsen. Apropos Stupsen: Digital Nudging hat uns in diesem Jahr auch in der Kommunikation sehr beschäftigt und wird es weiter tun. Denn auch hier sind die Möglichkeiten so vielfältig, dass man sich bei der Auswahl der richtigen Kommunikation schon mal verlaufen kann. Menschen treffen Entscheidungen eben nicht nur rational, sondern vor allem beeinflusst durch die Umwelt. Aufbau und Auswahl von Informationen können Menschen zu bestimmten Entscheidungen anstupsen, ohne sie zu manipulieren. Gerade die virtuelle Kommunikation eröffnet hier viele Möglichkeiten – auch in Kanälen wie Intranetseiten, Mitarbeiterapps oder Websites.

Warum hätten wir dann noch mehr kommunizieren sollen?

Dafür gibt es doch gar keinen Grund, wenn wir digital aufgerüstet, uns virtuell eingerichtet haben und dabei noch nachhaltig waren. Doch, es gibt einen: den Denialismus. Gesellschaft, Unternehmen und wir als Einzelpersonen müssen uns der Aufgabe stellen, dass es Menschen gibt, die Fakten leugnen oder „alternative Wahrheiten“ verbreiten. Gerade die Pandemie hat uns gelehrt, dass man hier kommunikativ schnell an die eigenen Grenzen kommt. Weil es auch nichts mehr mit dem fundamentalen und unerschütterlichen Grundrecht der Meinungsfreiheit aus Artikel 5 Grundgesetz zu tun hat, wenn es nicht mehr um Meinungen, sondern einfach unwahre Tatsachenbehauptungen geht. Virus-Leugnungen von Infizierten noch auf dem Totenbett der Intensivstation oder Fackelmärsche von Impfgegnern sind da nur zwei Beispiele. Das als rational sozialisierte Kommunikatoren zu fassen, ist schwer. Nur woran liegt es? Haben wir nicht genug kommunikativ überzeugt, wenn Menschen unsere Beweggründe – in allen Bereichen, auch jenseits der Pandemie – nicht im Ansatz hören wollen? Steter Tropfen höhlt den Stein. Es braucht alternative Vorgehensweisen und Strategien und aktive Positionierung zu Themen. #ZusammenGegenCorona ist dafür ein schönes Beispiel: Viele Unternehmen haben ihr Heiligstes – ihre Claims – angefasst und werben so für das Impfen. Das ist mal ein deutlich sichtbares Statement. Entsprechend lautet mein Rat für Ihre Kommunikation 2022: „Flagge zeigen“!