Unbedingt! Dann hätten wir das geklärt. Sie wissen Bescheid und ich muss gar nicht weiterschreiben. Was für einen Blog aber relativ sinnlos wäre. Daher erkläre ich Ihnen gerne, warum Humor ein wichtiger Faktor in der Kommunikation sein muss. Das Wichtigste vorweg: Jede und jeder mag Humor!

Wenn man über Humor schreibt, sollte man zu Beginn einen Witz erzählen. Kennen Sie den? „Jesus und Gottvater spielen Golf.“ Moment! Wenn wir kurz innehalten, fällt uns auf, dass diese lustige Geschichte auch verstören könnte. Ich persönlich finde die Pointe sehr gelungen. Aber ob es anderen auch so geht? Könnte der – vermeintliche – Bezug zum Glauben bestimmte Menschen gar verstören? Was verstehen andere unter Humor? Humor ist bekanntlich, wenn man trotzdem lacht. Deshalb stoßen wir in vielen Bereichen des persönlichen Lebens, aber auch im beruflichen Umfeld, oft an eine Grenze. Wir isolieren den Humor aus unseren Prozessen, weil wir in einer Vielzahl von Konstellationen die Effekte nicht ermessen können. Das gilt für jegliche Formen der Kommunikation: im Gespräch mit den Kollegen, in einer Keynote auf einer Messe oder einer Pressemitteilung. An Humor trauen wir uns nicht ran. Schon der Werbefachmann Claude Hopkins sagte einst: „People don’t buy from clowns.“ Dabei kann Humor so viel.

Humor ist ein heilendes Element

Schon in der Antike war Humor in öffentlichen Reden ein Mittel, um zu überzeugen. Stellen Sie sich ein griechisches Amphitheater vor, mit einem gestandenen Menschen – heute würden wir Speaker sagen – auf der bröckeligen Steinbühne, der philosophische Zusammenhänge erklärt. Das mag ohne Heiterkeit keiner überlebt haben. Schalten Sie heute mal den Fernseher ein. Irgendwo wird sich immer eine Show finden, in denen ein Schenkelklopfer im Fußballstadion vor tausenden von Menschen spricht. Warum schauen wir uns das an? Weil es uns glücklich macht. Humorvolle Menschen erzeugen gute Stimmung. Das kann nie verkehrt sein – im Job ebenso wie Zuhause. Humor schafft Nähe. Wenn Menschen zum Beispiel über das gleiche lachen. Zudem stellt er ein Ventil dar, über das viel Druck entweichen kann. Stellen Sie sich vor: Sie führen eine Diskussion mit einer Kollegin über einen Prozess. Die Fronten sind verhärtet. Plötzlich dreht Ihnen beiden ein Dritter vor der Glaswand des Büros eine Nase. Völlig absurd eigentlich. Sie beide lachen und merken sofort, dass es da doch eine gemeinschaftliche Basis geben muss, das Problem zu lösen.

Humor ist dabei nicht nur Stilmittel, sondern auch Werkzeug. Sie vermeiden damit Konfrontationen, indem Sie eine Situation pointiert darstellen, ohne zum direkten verbalen Schlag auszuholen. Das hat fast etwas von Diplomatie. Zudem kann Humor Sie aus unangenehmen Situationen befreien. Sie gewinnen Distanz. Denken Sie vielleicht an eines Ihrer letzten digitalen Meetings. Sie lösen vielleicht ein aktuelles Problem nicht, aber Sie nehmen sich durch ein – vielleicht auch nur inneres – Lachen aus der Situation und können sie mit einer anderen Perspektive neu angehen.

Humor als Teil der Kommunikationsstrategie

Humor ist also auf alle Fälle allgemeine Lebenshilfe. Wenn Sie es richtig anstellen, kann er auch wichtiger Teil Ihrer Kommunikationsstrategie werden. Ich spreche nicht von den flachen Witzchen. Wie mit den golfspielenden Himmelsgeschöpfen. Mit denen schaden Sie der Kommunikation eher – also den Witzen, nicht den anderen beiden. Wenn Sie Humor aber umsichtig einsetzen, erhöht der die Qualität Ihrer Kommunikation. Voraussetzung dafür ist, dass er zu Ihrem Stil gehört, bzw. sich als Stilelement in Ihren Content einbauen lässt. Wenn Sie kontinuierlich mit einem Augenzwinkern kommunizieren, etabliert sich dieser von allein. Wichtig ist, dass Ihre Kernbotschaften nicht ins Lächerliche gezogen werden, sondern Queen of the Castle bleiben. Wenn Sie Ihren Pressespiegel nur ertragen können, wenn Sie sich vorher als Clown verkleiden, ist etwas schiefgelaufen.

Einige erinnern sich vielleicht an die Werbespots der Berliner Verkehrsbetriebe. Diese erzählen teils absurde Geschichten. Der Rezipient aber würde nie auf die Idee kommen, U-Bahnfahren in Berlin sei von Betreiberseite her irgendwie als Fortbewegungsmittel inakzeptabel. Mit Humor können Sie Aufmerksamkeit in Ihren Dialoggruppen erreichen. Humor macht die Öffentlichkeit empfänglich für Ihre Kommunikationsbotschaften, ist ein Imagefaktor. Der Lateiner spricht von der captatio benevolentiae – der Erregung von Wohlwollen des Publikums durch humorige Bemerkungen als Nährboden für die Akzeptanz von Botschaften. Auch in der internen Kommunikation kann Humor helfen. Wie ist die Stimmung im Betrieb? Erzeugen Ihre Mitarbeiter individuell Distanz, indem Sie zynische Bemerkungen über das Unternehmen machen? Fragen Sie doch in einer Mitarbeiterbefragung mal, worüber die Menschen in ihrem Arbeitsalltag lachen. Sie bekommen persönlichere Antworten als das monotone Ja oder Nein auf den Zufriedenheitscheck.

Ganz so einfach ist es nicht

Also: Lassen Sie den Humor in Ihre Unternehmenskommunikation einziehen. Aber Achtung! Keine flachen Witze. Siehe oben. Genauso kann Humor schräg eingesetzt auch Falsches in Gang setzen. Widerstehen Sie dem Reiz, allzu ironisch zu kommunizieren. Ich muss hier ein „allzu“ ergänzen, weil ich persönlich da total drauf stehe. Es ist aber eine Gratwanderung. Sie müssen die Personas in Ihren Dialoggruppen genau kennen. Nicht nur in Fragen der Ironie, sondern generell in der Anwendung von Humor. Spotten Sie nicht. Denn Spott braucht Opfer. Und Opfer möchten ihr positives Selbstbild wahren und nicht durch irgendjemanden beschädigt bekommen. Und achten Sie auf die entsprechenden Kanäle und Formate. Humor geht unter anderem in Social Media, auf Veranstaltungen, in Reden, Kampagnen. In einer Pressemitteilung oder einer Case Study nicht. Es sei denn, Sie stellen Lachsäcke her. Das Wichtigste zum Schluss: Lachen Sie – als Unternehmendar

und Individuum – auch mal über sich selbst.

Gerne möchte ich – in guter alter journalistischer Tradition – betonen, dass ich mir das Obige nicht allein selbst aus der Nase gezogen habe. Viele Impulse gewann ich beim Autor und Redenschreiber Vazrik Bazil.