Stellen Sie sich vor Sie sind der CEO eines großen Unternehmens und plötzlich reden alle über Nachhaltigkeit. Spätestens seit der Fridays for Future Bewegung müssten das alle bemerkt haben. Natürlich möchten Sie weiterhin für Ihre Zielgruppe attraktiv bleiben, doch wie kann das funktionieren, wenn das Thema im Unternehmen zuvor keine große Relevanz hatte?

Die Umstellung auf nachhaltige Prozesse oder Produkte sind häufig zunächst mit hohen Investitionen verbunden. Doch wie wäre es, einfach eine große PR oder Marketingkampagne aufzusetzen, in der auf das Thema eingegangen wird? Großartig! So werden reichweitenstarke Medien erreicht, die die Story aufgreifen, was gleichzeitig einen positiven Einfluss auf das Image hat. Außerdem können Kosten und Mühen gespart werden und der gewünschte Effekt ist der gleiche. Dumm nur, wenn die Geschichten gar nicht stimmen…

Greenwashing – was ist das eigentlich?

Dieses immer häufiger vorkommende Phänomen wird als Greenwashing bezeichnet, also das betrügerische oder irreführende Suggerieren eines vermeintlichen Engagements zum Thema Nachhaltigkeit mit dem Ziel der Imageverbesserung. Dabei gibt es viele Methoden des Greenwashings, wie beispielsweise das Verschweigen von Informationen, das Fälschen oder Vortäuschen von Zertifikaten, die bewusste Ablenkung von negativen Aspekten à la „wir sind das kleinere Übel“ oder die schlichte Erzählung von Unwahrheiten.

Die Kreativität mancher Unternehmen wächst ins Unermessliche: Das T-Shirt besteht aus Fair-Trade Bio Baumwolle? Sehr schön! Doch wenn verschwiegen wird, dass für den Anbau auf der Plantage zuvor tausende Hektar des Regenwaldes abgeholzt wurden, ist das kontraproduktiv. Das Unternehmen wirbt mit „Klimaneutralität“? Klingt gut! Doch damit ist nicht gemeint, dass aktiv emissionsreduzierend gehandelt wird. Oft kaufen Unternehmen einfach nur CO2-Zertifikate, mit denen verschiedene Projekte unterstützt werden. Das ist zwar auch nicht unbedingt schlecht, aber trotzdem irreführend. Vielen Unternehmen wird nachgesagt, dass sie sich einfach ein gutes Gewissen erkaufen, anstatt aktiv zu handeln.

Money is Honey…?

Laut einer Studie von Statista sind ungefähr 26,54 Millionen Deutsche über 14 bereit, für ein nachhaltiges Produkt mehr zu bezahlen als für vergleichbare, aber vermeintlich nicht so nachhaltige Produkte. Natürlich wollen Unternehmen Geld verdienen und sich bei ihren Zielgruppen ein gutes Image aufbauen. Es funktioniert heutzutage nun mal gut, wenn das Thema Nachhaltigkeit von dem Unternehmen aufgegriffen wird. Nur wie ehrlich wird dabei kommuniziert? Und ist es überhaupt moralisch vertretbar sich nur für das Thema Nachhaltigkeit zu interessieren, um mehr Geld zu verdienen oder sollte der gute Wille und die Überzeugung das Richtige zu tun hinter den Aktivitäten stehen?

Ganz klar der gute Wille! ...Oder?

Es mag zwar eindeutig erscheinen, die meisten würden nämlich ganz klar sagen: „Natürlich der gute Wille!“ Doch das ist tatsächlich nicht ganz richtig, wenn man sich einmal näher damit befasst, wofür Nachhaltigkeit überhaupt steht. Viele verbinden den Begriff mit der Umwelt und der Natur, was in der Tat auch ein großer Bestandteil des Nachhaltigkeitskonzepts ist. Doch eigentlich setzt sich das Thema aus den drei Säulen Ökologie, Ökonomie und Soziales zusammen. Demnach stehen Unternehmen aus der Nachhaltigkeitsperspektive sogar in der Pflicht, Gewinne zu erzielen, da sie dafür verantwortlich sind, dass die Mitarbeitenden nicht ihre Jobs verlieren. Auch für die Gesellschaft spielt das Finanzielle eine wichtige Rolle, da Unternehmen beispielsweise durch Steuern maßgeblich zum Gemeinwohl und der gesellschaftlichen Entwicklung beitragen. Und wenn mehr finanzielle Ressourcen zur Verfügung stehen, können Unternehmen auch mehr in die nachhaltige Entwicklung investieren.

Lügen haben kurze Beine

Viele Menschen, vor allem auch jüngere Generationen, werden zunehmend skeptischer und nehmen das Thema immer ernster. So recherchieren und prüfen viele von ihnen auch aktiv, wo Produkte herkommen, wie sie produziert wurden oder welche Inhaltsstoffe wirklich in ihnen stecken. Damit bleiben falsche Zertifikate oder veränderte Formulierungen zur Vertuschung von bestimmten Inhaltsstoffen Zutaten nicht lange geheim. Und was dann folgt, kann sich jeder denken. Denn wer lügt, wird hart bestraft und muss sogar mit der höchsten Strafe rechnen: Der Vertrauensverlust und ein damit einhergehender Imageschaden, der vielen sogar existenziell zum Verhängnis wird.

Letztendlich gilt also: ob nun der gute Wille oder der Gedanke der Wirtschaftlichkeit hinter dem Engagement steht, ist im Grunde egal, solange keine Lügengeschichten erzählt werden und wirklich im Sinne der Nachhaltigkeit gehandelt wird. Denn jede tatsächlich verwirklichte Aktion ist ein Schritt in die richtige Richtung. Unternehmen können nun mal schnellere und größere Erfolge erzielen als eine einzelne Person, und gleichzeitig noch als Vorbild fungieren. Dieser große Einfluss sollte nicht missbraucht, sondern dazu genutzt werden, andere ebenfalls zu einem nachhaltigen Handeln zu inspirieren. Fakt ist nun mal: es gibt nur einen Planeten und der muss so erhalten bleiben, dass auch weitere Generationen noch ein lebenswertes Leben genießen können.